Felix C Seyfarth, Sascha Spoun
S. 81 - 94 in: Gesine Schiewer, Alois Wierlacher (Hg.), Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache 35: Intercultural German Studies, München: Iudicium.
Publication year: 2010

Die historisch-philologischen Disziplinen an deutschen Universitäten stehen vor einer doppelten Herausforderung: Das Schwinden der zentral gesteuerten Homogenität in der deutschen Bildungslandschaft zu Gunsten fachlicher Profilierung autonom agierender Hochschulen schafft für die Geisteswissenschaften erstens verstärkten Rechtfertigungsdruck und verschärft einen ökonomistischen Nützlichkeitsdiskurs. Zweitens prägt das Paradigma der anglisierten Informationsgesellschaft zunehmend den global operierenden Wissenschaftsbetrieb und bringt somit die in Kulturtraditionen und Sprachräumen verwurzelten Geisteswissenschaften perspektivisch in Bedrängnis. Eine Renaissance der Geisteswissenschaften jenseits utilitaristischer Überlegungen ist möglich, wird ihr Beitrag zu wissenschaftlicher Diversität statt auf institutioneller stärker auf individueller und nationaler Ebene betrachtet. Das intellektuelle und methodische Repertoire der Geisteswissenschaften bleibt konstitutive Voraussetzung für Reflexion und Sprachbezug im Curriculum der grundständigen Lehre und die Qualität institutioneller Vielfalt in Deutschland.

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